Tilman Skowroneck, Cembalo

Ausgewählte Werke für Cembalo solo von Bach (TYXart-CD-Reihe "Early Music")

Johann Sebastian Bachs (1685–1750) sechs sogenannte Englische Suiten (BWV 806–811) wurden ungefähr 1715 während Bachs Zeit am Weimarer Hof komponiert (1708–1717). Trotz ihres Titels (welcher von der Notiz „fait pour les Anglois“ in J. Chr. Bachs Kopie herstammt) beginnen die meisten der Englischen Suiten mit einem groß angelegten, polyphonen Prélude im Stil des italienischen Concerto Grosso, während die folgenden Tänze meist in der französischen Manier komponiert sind. Speziell für das Prélude der hier gespielten sechsten Suite ist, dass es mit einer langsamen Einleitung anfängt, die dem Stück extra Länge und Gewicht verleiht. Eine Schwierigkeit der abschließenden Gigue sind die häufigen Orgelpunkte, die mittels langer Triller ausgehalten werden, während von derselben Hand meist noch eine zweite Stimme gespielt wird. Rein technisch gesehen sind dies Vorläufer des sogenannten „Beethoven-Trillers“ wie er aus dem Finale der Waldstein-Sonate op. 53 und aus seinen späten Klavierwerken bekannt ist.

Präludium, Fuge und Allegro in Es-Dur (BWV 998) wurden etwa zwanzig Jahre nach den Englischen Suiten komponiert. Auf dem Autograph steht die Besetzungsangabe „pour la Luth. ó Cembal“. Der warme Charakter der Tonart Es-Dur und die Spielfiguren geben den Stücken einen pastoralen Charakter.

Die abschließende Suite auf dieser CD ist eine Transkription der zweiten Partita für Solo-Violine (BWV 1004) von Gustav Leonhardt (1928–2012). Diese transponierte Version der berühmten Violinsuite ist auf das beste Register des Cembalos geschrieben. Die berühmte Ciaccona (bekannt auch von mehreren berühmten Klaviertranskriptionen) beschließt diese Suite.


Das hier gespielte Cembalo wurde 1976 von Martin Skowroneck (1926–2014) nach dem zweimanualigen Cembalo von Christian Zell (1728) im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gebaut. Das Instrument wurde für diese Aufnahme neu mit Vogelfedern bekielt.


Tilman Skowroneck wurde 1959 in Bremen geboren. Er studierte Cembalo bei Bob van Asperen, Anneke Uittenbosch, Ton Koopman und Gustav Leonhardt in Den Haag und Amsterdam. Nach dem Studium arbeitete er zunächst freiberuflich in Deutschland und Holland, bis er 1991 eine Anstellung im schwedischen Barockensemble Corona Artis erhielt. Seit 1996 wirkte Tilman Skowroneck an diversen Seminaren über historische Klaviere an der Musikhochschule in Göteborg und dem Orgel-Center GOArt mit. Während des Herbstsemesters 1999 studierte er Aufführungspraxis und Fortepiano bei Malcolm Bilson (Cornell University). Sein Buch "Beethoven the Pianist" erschien 2010 bei Cambridge University Press. Tilman Skowroneck ist Universitätslektor für Musikalische Gestaltung an der Akademie für Musik und Drama, Universität Göteborg.

[Auszug aus dem mehrsprachigen CD-Booklet-Text]

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