Anastasia Zorina, Klavier

Frédéric Chopin: Etüden op. 10 und op. 25

Frédéric Chopins Etüden entstehen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Idee des technischen Fortschritts in allen Lebensbereichen um sich zu greifen beginnt. In bemerkenswerter Parallelität zur Entfesselung der Produktivkräfte in Handwerk und Industrie kommen erste organisierte Musikschulen und spielpraktische Studienwerke auf, um künftige Musiker nunmehr zielgerecht „fabrizieren“ zu können. Dampfmaschine, Eisenbahn und Instrumentalvirtuosen, die so schnell und laut spielen können wie noch nie, sind augenscheinlich verwandte Phänomene, geeint durch die Freude am Rausch der Geschwindigkeit und an der Überwindung natürlicher Grenzen. Dem Aufblühen spielpraktischer Klavierschulen korrespondieren dabei Optimierungen des Instrumentenbaus: Das leistungsfähigere „Fortepiano“ verdrängt im Sturmschritt die Generation älterer Tasteninstrumente wie das Hammerklavier und das Cembalo.
Zugleich befinden wir uns im Zeitalter der Romantik, wo der Vorherrschaft nackter Vernunft eine wachsende Neugier auf die Abgründe und Schattenseiten menschlicher Existenz antwortet. Damit gehen neue Themen und Befindlichkeiten einher, charakteristisch sind z. B. die Rückwendung auf Märchenstoffe und -helden, die Kultivierung des Fernwehs und der Melancholie. Inspiriert von der Französischen Revolution und ihrem universalistischen Freiheitsdenken kommt es komplementär zu einem starken Empfinden von nationaler Identität – erinnert sei an das Losungswort „Vive la nation“ als gemeinschafts- und identitätsstiftendem Moment. [...]
[Auszug aus dem umfangreichen CD-Booklet]


Anastasia Zorina, geboren in Jekaterinburg (Russland), erhielt ihren ersten Klavierunterricht mit fünf Jahren bei der Mutter, einer ausgebildeten Pianistin, und wenig später als Schülerin in der Klasse von Lidia Gorbunowa an der Musikschule des Staatlichen Ural-Konservatoriums ihrer Heimatstadt. Bereits zu dieser Zeit gewann Anastasia mehrere Auszeichnungen bei internationalen und nationalen Klavierwettbewerben und sammelte erste Erfahrungen als Solistin mit Orchester.
Nach der Übersiedlung ihrer Familie nach Regensburg (Deutschland) wurde sie Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Theater München bei Prof. Claude-France Journès. Auch hier machte sie rasch bei diversen Klavierwettbewerben auf sich aufmerksam, u. a. mit einem ersten Bundespreis in der Kategorie Klavier solo beim Wettbewerb „Jugend Musiziert“. Als Stipendiatin der Jürgen-Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler konzertierte sie regelmäßig solistisch in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland. Darüber hinaus wurde sie auch mehrere Jahre aktiv von der Deutschen Stiftung Musikleben gefördert. So spielte sie im Rahmen bedeutender Festivals wie z. B. dem Bodenseefestival, den Musikfestspielen Saar und dem Schwetzinger Mozartfest sowie als Solistin mit Orchester im Prinzregententheater, im Audimax Regensburg, in der Laeiszhalle Hamburg und auf anderen Bühnen.
Ihr künstlerisches Studium absolvierte sie an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Prof. Claude- France Journès und im Weiteren bei Prof. Gerhard Oppitz. Wichtige künstlerische Impulse empfi ng sie ferner im Unterricht und in Meisterkursen bei Milana Chernyavska, Oxana Yablonskaya, Robert Levin, Karl-Heinz Kämmerling, Dominique Merlet und Klaus Hellwig.
Anastasia Zorina ist vielseitig künstlerisch aktiv und interessiert. Ein ergänzender Studienabschluss mit Lehrerdiplom, ebenfalls an der Hochschule für Musik und Theater München, eröffnete ihr mehrjährige erfüllte Lehrtätigkeiten an der Regensburger Sing- und Musikschule, dem musischen „Von-Müller-Gymnasium“ Regensburg und der dortigen Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik. In dieser Zeit schloss sie begleitend eine Grundausbildung zur Gestaltmusiktherapeutin in Berlin ab. Derzeit lebt sie in der Schweiz, wo sie mit Hingabe als Klavierpädagogin tätig ist und Aufgaben der Musikschulleitung an der Musikschule Bantiger im Kanton Bern wahrnimmt. Menschen für Musik zu begeistern ist ihr größtes Anliegen und ihr stärkster Ansporn. Mit Leidenschaft entwickelt sie attraktive, dem Publikum zugewandte Konzertmoderationen und erprobt neue Formen der Musikvermittlung. Ihr größter Wunsch ist es, dem heutigen Hörer neue Horizonte zu eröffnen, ihn zu sensibilisieren, zu berühren und zu überraschen.

CD-Programm / Trackliste: