Tabea Debus, Blockflöten & Leitung - Hongxia Cui & Katrin Ebert & Kerstin Fahr, Barockviolinen -
Johanna Brückner, Barockviola - Lea Rahel Bader, Barockcello & Viola da gamba -
Niklas Sprenger, Violone - Johannes Lang, Cembalo & Orgel - Kohei Ota, Theorbe & Barockgitarre
Werke von Van Eyck, Jarzebski, Purcell, Sarro, Telemann, Hasse, Tsoupaki und Töpp
"Ihr müsst wissen, dass alle Musikinstrumente im Hinblick auf die menschliche Stimme und im Vergleich zu ihr geringeren Wert haben als diese. Eben darum bemühen wir uns, von ihr zu lernen und sie nachzuahmen." Diese Aussage aus Silvestro Ganassis Lehrwerk für das Blockflötenspiel, La Fontegara (1535), bringt die Herangehensweise an das instrumentale Musizieren im 16. bis 18. Jahrhundert auf den Punkt. Viele bedeutende Musiker, Komponisten und Theoretiker riefen dazu auf, im Spiel eines jeden Instruments die Imitation der menschlichen Stimme allen anderen Bestrebungen voranzustellen. Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, sich der Bedeutung der Sprache eben dieser Zeit bewusst zu werden. Damit einher geht das Verständnis von Rhetorik, Syntax und Grammatik und ihrer Umsetzung in der Musik - sei es mit Hilfe eines explizit der Musik zu Grunde liegenden Textes oder eben auch ohne diesen.
Warum sollte man sich als Instrumentalist der menschlichen Stimme anpassen? Nur um historisch informiert, "korrekt", zu sein? Eine mögliche Antwort auf diese Frage mag sein, dass das Ziel einer jeden musikalischen Darbietung die Kontaktaufnahme mit dem Publikum ist. Denn die Musik selbst soll zum Menschen sprechen, ihn berühren, natürlich in ihrer Ausführung und überzeugend in ihrer Rezeption sein. Nicht ohne Grund heißt es schließlich, Musik sei die Sprache, die jeder versteht. Im Idealfall ist hier das Hören mit dem Verstehen unmittelbar verknüft.
Eines der prägnantesten Merkmale von vokalen Kompositionen ist die hörbare Beziehung zum Text. Zu diesem Bereich zählen Jacob van Eycks Variationen über das Lied „Come again, sweet love doth now invite“, Adam Jarzebskis auf den sakralen Texte der Psalmen 17 "Diligam te Domine" und 95 "Venite exultemus" basierende Diminutionen, sowie die Arie "An Evening Hymn" von Henry Purcell. Obwohl Jakob van Eyck das Lied mit seinem kompositionellen und improvisatorischen Erfindungsgeist in ein sprühend virtuoses, auf die Blockflöte zugeschnittenes Werk verwandelt, suggerieren Phrasierung, Atmung und Artikulation in allen vier Variationen den ursprünglichen Text.
Das Fehlen eines Textes fordert einen persönlicheren und "kreativeren" Ansatz für die Interpretation. Um die Musik thematisch einordnen zu können, müssen die vom Komponisten verwendeten rhetorischen Werkzeuge und Figuren entschlüsselt werden. Das trifft auf das "Concerto in d minore per Flauto" von Domenico Sarro, sowie die "Cantata per Flauto in B-Dur" des Opernkomponisten Johann Adolph Hasse und Georg Philipp Telemanns „Concerto in C-Dur für Altblockflöte, Streicher und basso continuo“ zu. Telemann selbst betont die Bedeutung des Singens: "Singen ist das Fundament zur Music in allen Dingen. Wer die Composition ergreifft / muß in seinen Sätzen singen. Wer auf Instrumenten spielt / muß des Singens kündig sein. Also präge man das Singen jungen Leuten fleißig ein." (Lebens-Lauff, 1718)
Der singende Instrumentalist ist aus der Neuen Musik nicht mehr wegzudenken: Blasinstrumente, wie die Blockflöte, treten in den Dialog mit der Stimme des Interpreten. In "Charavgi" ("Morgendämmerung") setzt Calliope Tsoupaki diesen direkten Austausches zwischen beiden Disziplinen gezielt ein, der Gesang verfremdet den warmen Klang der Renaissanceblockflöte. Im Gegensatz zu diesem Ein-Personen-Duo definiert sich "a due" von Thorsten Töpp als "Doppelportrait für Blockflöte und Violoncello", welches die Stimmen beider Instrumente miteinander verschmilzt.
Eine Co-Produktion mit BR-KLASSIK - Studio Franken.
Video - Tabea Debus - Young Artists' Series, St John's Smith Square, London (UK)
Kostenlose Hörbeispiele ... dieses neuen CD-Albums!
Tabea Debus plays her recorder live in the studio... BBC Radio3
»[...] The first track (the opening of Hasse’s Cantata per Flauto – a recent discovery, found in the collection of the Viceroy of Naples) sets the mood perfectly, and makes it absolutely clear why you will love this CD. Tabea Debus’s spirited, virtuosic and musically compelling playing is immediately obvious, as is her evident sense of humour, demonstrated in this case by an extraordinary sense of articulation and phrasing and a lovely little cadenza. [...]«
Andrew Benson-Wilson, Early Music Reviews (online, 07 Apr 2016)
hr2 kultur CD-Tipp!
»Herrlich, die Blockflöte von Tabea Debus! [...] Debus, Jahrgang 1991, erobert die Blockflöten-Szene. [...] Was wir hier hören, ist das genaue Gegenteil von diesem unisonen Blockflötenterror von schräg pustender Schülerhorden: Mit diesem miesen Image der Blockflöte räumt Tabea Debus auf ihrer aktuellen CD gründlich auf. Sie spielt sieben unterschiedliche Modelle und feiert für uns eine sehr charmante Renaissance dieses Instruments. Frans Brüggen hat es in den frühen 1960ern wiederbelebt, eine Dorothee Oberlinger, ein Michael Schneider natürlich - und jetzt kommt Tabea Debus! [...] Sie wurde jüngst von Oberlinger, die man die Grande Dame der Blockflöte nennen darf, geadelt und als "neuer Stern am Blockflötenhimmel" bezeichnet. Und der geht jetzt auf: Tabea Debus kann sehr viel - und hat noch eine steile Karriere mit der Blockflöte vor sich!«
Radio hr2 kultur, Werner Laibusch (Sendung vom 13.05.2016)
Rezension im Magazin "Die Tonkunst - Schalltrichter"
»[...] Hilfreich bei der Umsetzung dieses Anspruchs ist die Auswahl an Instrumenten, die die Musiker einsetzen, darunter allein sechs Blockflöten. Das neunköpfige Ensemble, das in wechselnden Besetzungen spielt, ist hervorragend aufeinander eingestimmt, so dass Intonation, Artikulation, Dynamik und Agogik in jeder Interpretation überaus genau austariert sind. Debus glänzt durch außerordentliche Musikalität und Virtuosität, die sich auch im geschmackvollen und dem Affekt jedes Werks angepassten besonderen
Ton äußern. Auch hierin schlägt Debus intelligent den Bogen von den Anforderungen, denen ein Sänger bei der Interpretation von Vokalwerken ausgesetzt ist, hin zu einem gesanglichen Stil ihres Blockflötenspiels. Ihr Spiel ist hörbar getragen von Freude an der Musik, der sie souverän und darum mit aller notwendigen Gelassenheit begegnet, was zur beträchtlichen Wirkung dieser Einspielungen beiträgt.
[...] Tabea Debus und ihrem Ensemble gelingt es, über die instrumentale Gestaltung ursprünglich vokaler oder als gesangliches Werk konzipierter Musik hinaus eine Art Metamorphose dieser Musik zu schaffen: Auf der Basis ihrer Kenntnis des menschlichen Gesangs präsentieren sie mit Intelligenz und Musikalität Instrumentalmusik, die als solche dennoch ›spricht‹ und durch Kantabilität geadelt wird.«
Die Tonkunst, Magazin für klassische Musik und Musikwissenschaft (Juli 2016)
CD-Vorstellung und Empfehlung!
ouverture - Das Klassik-Blog. (online, 09.02.2018)
Die CD "Cantata per Flauto" wurde für den "Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2106" nominiert!
CD-Programm / Trackliste:
CANTATA PER FLAUTO
Johann Adolph Hasse (1699–1783)
Cantata per Flauto in B Major for Alto Recorder and b.c.
Calliope Tsoupaki (born 1963)
Charavgi for Renaissance Alto Recorder solo (1994)
Jacob van Eyck (ca. 1590–1657)
Four Variations on Come again, sweet love doth now invite
Domenico Natale Sarro (1679–1744)
Concerto in d minore per Flauto
Adam Jarzebski (1590–1649)
Diligam Te Domine
Adam Jarzebski
Venite Exultemus
Thorsten Töpp (born 1965)
a due (2005)
Georg Philipp Telemann (1681–1767)
Concerto in C Major for Alto Recorder, Strings and b.c.
Henry Purcell (1659–1695)
An Evening Hymn
Tags: Cantata per Flauto Tabea Debus Blockflöte Ensemble CD GTIN EAN 4250702800606 TXA15060 Label TYXart LC28001
» Ausführliche Informationen, Texte, Photos etc. im CD-Booklet
» Gesamtspielzeit: 73min 01sec | Booklet-Text: DE, EN, FR, JP
» Aufnahme: Historischer Reitstadl Neumarkt/Opf., BR KLASSIK
» Format: 1 Audio-CD | Reihe "Classics" | VÖ: ab 04/2016 ff.
» Bestell-Nr.: TXA15060 | GTIN (EAN): 4250702800606 | (c) 2016
» CD direkt erhältlich bei TYXart oder im Handel
Weitere CDs mit Tabea Debus:
"XXIV Fantasie per il Flauto"
"tr!jo Sonaten - mis en tr!jo"
Informationen zur Künstlerin und Konzerttermine:
tabeadebus.com